AjBD - Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen - Deutschsprachige Sektion der International Association of Law Libraries

Bericht zur IALL-Tagung 2024 in Oslo

Aufgrund der geographischen Lage von Oslo (und ganz Norwegen) fand die jährliche IALL Tagung diesmal nicht im Herbst sondern schon Mitte Juni statt. Obwohl es auch immer wieder einmal regnete, sorgte diese Terminwahl für sehr angenehmes Wetter und fast taghelle Nächte.

Offiziell eröffnet wurde die Veranstaltung am Sonntag, umrahmt von juristischer Literatur, im Altbau der Universitätsbibliothek. Einen ersten inhaltlichen Höhepunkt bot den Teilnehmern Prof. Sunde am Montag mit seinem Vortrag über das Recht der Wikinger. Anschaulich spannte er einen Bogen über mehr als 1000 Jahre in die Vergangenheit. Selbst sonst so trockene Materien wie das Prozessrecht wurden lebendig dargestellt und werden den Zuhörern wohl immer bildlich in Erinnerung bleiben.

Fortgesetzt wurde der Vortragsreigen an diesem und den Folgetagen mit einigen wenigen klassischen Themen, mehreren Vorträgen mit Bezug zu Norwegen sowie vielen Aspekten von Datenschutz und Künstlicher Intelligenz.

Im Bereich der klassischen Themen beleuchtete ein Referat das Staatsangehörigkeitsrecht und führte zu aktuell noch unklaren Fragen dieses an sich uralten Bereichs des Völkerrechts. Konkret zum Beispiel zur Frage, ob Staaten ihren eigenen Staatsangehörigen die Rückreise ins Staatsgebiet auch bei einer Pandemielage ermöglichen müssen?

Einen Bezug zu Norwegen stellten Vorträge zum Recht der Samen sowie zur rechtlichen Situation von und auf Spitzbergen her.

Auch zum Oberthema „Computerrecht“ gelang es den Veranstaltern, ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen. Angesichts der Bedeutung von Schiffen für den weltweiten Güterverkehr war selbst ein Vortrag zu den Rechtsfragen autonom fahrenden Schiffen nicht nur etwas für Freizeitkapitäne. Aber ja, die Vorträge zur Künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkung auf rechtswissenschaftliche Forschung und Lehre haben sicherlich mehr direkten Bezug zur (zukünftigen?) Arbeit von uns Rechtsbibliothekaren. Ähnlich sieht es wohl mit den datenschutzrechtlichen Vorträgen aus. Erzeugen wir inzwischen doch ständig gigantische Mengen, teils sensibler personenbezogener Daten. Ein eindrucksvolles Beispiel, was mit solchen Daten („BIG DATA“) inzwischen alles möglich ist, bot ein Vortrag bei dem ein Projekt mit Asylanträgen vorgestellt wurde. Haben die beteiligten Forscher doch vollständigen Zugriff auf ALLE Asylanträge in Norwegen der letzten Jahre und werten diese mit Hilfe Künstlicher Intelligenz aus.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Die Organisation und Tagung waren gelungen. Fußläufig erreichbare Veranstaltungsorte boten den Rahmen für ein weit gespanntes Potpourri interessanter juristischer Themen und angenehme soziale Begegnungen mit Kollegen aus aller Welt. Ich kann allen Kollegen nur empfehlen, selbst (wieder) einmal an den Jahrestagungen der IALL teilzunehmen.

Christian Wolf
[AjBD-Stipendiat]

https://iall.org/conf2024/